Forschungsvorhaben

In der „Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1867 bis 1914“ wurden Dokumente veröffentlicht, an denen sich die Entstehung und Entwicklung des modernen Sozialstaats im 19. Jahrhundert und im beginnenden 20. Jahrhundert nachzeichnen lassen.

Die Edition liegt in Buchform vor und ist hier zusätzlich vollständig online zugänglich.

Die Quellensammlung bietet auf der Grundlage einer Vielzahl von in der Regel bisher unveröffentlichter Quellen einen tiefen Einblick in die Entstehung eines Politikfelds, das fortan von fundamentaler Bedeutung für die Staatstätigkeit, die gesellschaftliche Ordnung und die soziale Lage der Arbeiter war. Die in der Frühperiode des deutschen Sozialstaats gestellten Weichen erwiesen sich als entscheidend für die Sozialstaatsentwicklung bis heute. In internationaler Perspektive kann das Deutsche Reich als Pionierland für die Entstehung des modernen Sozialstaats begriffen werden.

Die Quellensammlung enthält archivalische und publizistische Quellen über Pläne und Maßnahmen des Reichs, seiner Einzelstaaten, der Städte, der politischen Parteien, der organisierten Interessengruppen, der Kirchen und der Wissenschaft zur Arbeiterfrage, zur Sozialversicherung, zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und des Arbeitsschutzrechts sowie zur Integration der Arbeiterklasse in das politische und soziale Gefüge des Reichs. Außer zu den Themenkomplexen Sozialpolitik und Sozialreform erschließt die Edition auch wichtige Quellen zu anderen Problemen der inneren Reichspolitik, zu kultur-, rechts- und zu wissenschaftspolitischen Auseinandersetzungen der Zeit.

Die Quellensammlung gliedert sich zeitlich in vier große Abteilungen. Die erste Abteilung setzt 1867, also im Vorfeld der Reichsgründung, ein und endet mit der Kaiserlichen Sozialbotschaft im Jahr 1881. Die zweite Abteilung dokumentiert den Entstehungsprozess der grundlegenden Gesetze des deutschen Sozialstaats und umfasst den Zeitraum bis zu den Februarerlassen Wilhelms II. im Jahr 1890. Die dritte Abteilung behandelt die Jahre bis 1904 und richtet ihr Augenmerk auf den Kampf um den Arbeiterschutz, die kommunale Wohlfahrtspolitik und den Aufstieg der sozialpolitischen Interessenverbände. Die vierte Abteilung zeichnet die sozialpolitische Entwicklung in den letzten Friedensjahren des Kaiserreichs zwischen 1905 und 1914 nach. Die Bände der ersten bis dritten Abteilung sind sachthematisch gegliedert, die der vierten chronologisch.

Die Edition umfasst 38 Bände mit 21.000 Druckseiten, die in den Jahren 1982 bis 2016 in Buchform erschienen. Ein Einführungsband wurde bereits 1966 veröffentlicht.

Die Quellen – pro Band zwischen 77 und 342 Dokumente – sind mit erläuternden Anmerkungen versehen, die häufig Hinweise auf weitere Quellen enthalten. Die Bände sind durch umfangreiche Personen-, Orts- und Sachregister erschlossen. Dieses Online-Portal enthält auch zusammengeführte Gesamtregister, die nicht im Druck erschienen sind.

Für dieses Portal wurde außerdem eine chronologische Gesamtliste sämtlicher abgedruckter Quellen erstellt. Darüber hinaus wurden für die IV. Abteilung, die die Jahre 1905 bis 1914 umfasst, nachträglich – entsprechend der Sachthemen der I. bis III. Abteilung – „virtuelle Themenbände“ geschaffen.

In einer ebenfalls nachträglich erstellten Liste der verwendeten Archivalien werden die vollständigen Aktentitel und die Laufzeiten der Akten dokumentiert. Diese Liste dient auch als Konkordanz für veraltete Nachweise.

Die Quellensammlung erschien zunächst im Franz Steiner Verlag (Wiesbaden), dann bei Gustav Fischer (Stuttgart/Jena/New York), ab 1997 bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft (Darmstadt).