II. Abteilung, 2. Band, 1. Teil

Nr. 7

1881 September 18

Brief1 des Geheimen Oberregierungsrates Theodor Lohmann an den Schuldirektor Dr. Ernst Wyneken2

Ausfertigung, Teildruck3

[Der Staatssekretär des Innern hat Bismarck über Lohmanns Bedenken informiert, ihm aber dessen Denkschrift nicht vorgelegt. Bismarck lehnt eine Unfallversicherung ohne Staatszuschuß ebenso ab wie das Substitutivprinzip]

[...] Auf der Durchreise von Ilsenburg nach Schlesien4 mußte ich hier einen Tag rasten, um einer Konferenz im Reichsamt des Innern beizuwohnen5. Bötticher hatte dem Fürsten während seines kurzen Aufenthalts6 zwar im allgemeinen von meinen Bedenken gegen die unveränderte Wiedervorlegung des Unfallversicherungsgesetzes gesagt, aber doch ─ wie er sich selbst ausdrückte ─ nicht den Mut gefunden, ihm meine Denkschrift vorzulegen.7 Bismarck hatte gemeint, ich möchte mir nur nicht zuviel den Kopf zerbrechen. Von Aufgeben des Staatszuschusses und Zulassung der

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Privatanstalten hatte er nichts wissen wollen. Es soll im wesentlichen bleiben, wie es ist.8 [...]

Registerinformationen

Personen

  • Duncker, Franz (1822─1888) Schriftsteller, Gewerkvereinsführer, MdR (Fortschritt)
  • Phillips, Adolph Chefredakteur der “Volkszeitung”
  • 1BArchP 90 Lo Nr. 2, fol. 134─136 Rs. »
  • 2Dr. Ernst Wyneken (1840─1905), Philologe und Theologe, seit 1874 Direktor der Höheren Töchterschule in Stade a.d.Schwinge, Freund Theodor Lohmanns. »
  • 3Die ausgelassenen Abschnitte betreffen Alters- und Invalidenversorgung, Tabakmonopol sowie Familien- und Kirchenangelegenheiten. »
  • 4Im Anschluß an seinen Urlaub in Ilsenburg besichtigte Lohmann niederschlesische Industriebetriebe sowie die XV. Schlesische Gewerbe- und Industrieausstellung in Breslau, außerdem besuchte er den niederschlesischen Industriellen Johann Schlittgen auf dessen böhmischen Landgut in Altenbuch bei Trautenau (am Fuße des Riesengebirges). »
  • 5Diese fand am 13.8.1881 statt. »
  • 6Bismarck war vom 14.8. bis 16.8.1881 in Berlin. »
  • 7Vgl. Nr. 1. »
  • 8Trotz der eigensinnig-oppositionellen Haltung Lohmanns hatte Bismarck am 7.7.1881 in einem Erlaß an v. Boetticher verfügt, Lohmann zu bewegen, einen 4─6wöchigen Urlaub zu nehmen und einen Zuschuß zu einer Badereise zu beschaffen: Wir dürfen nicht riskieren, daß seine unersetzliche Arbeitskraft uns bei den Arbeiten des kommenden Herbstes und Winters abgeht. (Entwurf: BArchP 07.01 Nr. 1438, fol. 58─59) »

Zitierhinweis

Abteilung II, 2. Band, 1. Teil, Nr. 7, in: Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1867 bis 1914, 2. Band, 1. Teil. Von der zweiten Unfallversicherungsvorlage bis zum Unfallversicherungsgesetz vom 6. Juli 1884. Digitale Version unter Mitarbeit von Hans-Werner Bartz, Anna Neovesky und Torsten Schrade.

Permalink: https://quellen-sozialpolitik-kaiserreich.de/id/q.02.02.01.0007

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