Chronologische Liste aller Quellen

Band- und Abteilungsübergreifende chronologische Liste aller Quellen. Aktuell enthalten: Band 1, Abteilung II. Sortiert nach Datum.

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Abteilung II, 2. Band, 1. Teil

Nr. 54

1882 April 30

Brief1 des Geheimen Oberregierungsrates Theodor Lohmann an den Schuldirektor Dr. Ernst Wyneken

Ausfertigung, Teildruck2

[Die Gesetzentwürfe des Kranken- und des Unfallversicherungsgesetzes sind fertig, es besteht die Gefahr, daß das letztere angenommen wird]

[...] Die beiden Gesetzentwürfe über Krankheit und Unfall, zusammen 200 §§. sind wirklich fertig geworden, zum Staunen und Grauen aller “Bundesbrüder”3. Der erstere ist gestern auch im Bundesrat zum Abschluß gebracht, letzterer wird morgen in ff Tagen im Bundesratsausschusse beraten und wohl Ende der Woche an den Reichstag gelangen. Wenn beide Entwürfe als Reichstagsdrucksachen vorliegen, hoffe ich Dir ein Exemplar schicken zu können. Wollte ich heute näher darauf eingehen, würde ich nicht fertig werden. Da Bismarck jetzt sogar geneigt zu sein scheint, den Reichszuschuß fallen zu lassen4, so ist Gefahr vorhanden, daß das Unfallversicherungsgesetz angenommen wird, über dessen praktische Ausführbarkeit ich noch immer sehr ketzerische Gedanken habe. [...]

[ Druckseite 210 ]

Registerinformationen

Personen

  • Boetticher, Karl Heinrich von (1833─1907) Staatssekretär des Innern
  • Feilitzsch, Max Freiherr von (1834─1913) bayer. Innenminister
  • Herrmann, Joseph (1836─1914) Ministerialrat im bayer. Innenministerium, stellvertretender Bundesratsbevollmächtigter
  • Lerchenfeld-Koefering, Hugo Graf von und zu (1843─1925) bayer. Gesandter in Berlin
  • 1BArchP 90 Lo 2 Nr. 2, fol. 142─143 Rs. »
  • 2Die ausgelassenen Abschnitte betreffen Familienangelegenheiten. »
  • 3Gemeint ist der Bundesrat, dem die Gesetzentwürfe am 8.4. und 21.4.1882 zugingen. In dieser Phase war Bismarck wieder erkrankt, so daß er daran keinen besonderen Anteil nahm. Das geht ─ im Hinblick auf das Krankenversicherungsgesetz ─ aus einem Brief des Grafen Wilhelm von Bismarck an Schäffle vom 30.5.1882 hervor, wonach Bismarck ─ wie Schäffle ─ der Meinung war, daß in der Kranken-Vorlage dem Voluntarismus zu weite Konzessionen gemacht sind, er ist aber während der Ausarbeitung des Gesetzes so leidend gewesen, daß er sich in die Einzelheiten nicht hat vertiefen können. Dieselben sind großenteils ohne seine Mitwirkung festgestellt worden (...) Der aus seiner temporären Arbeitsunfähigkeit erwachsene Schaden läßt sich wohl nur durch Amendements aus dem Reichstage heilen. (Albert Schäffle, Aus meinem Leben. Bd. 2, S. 183). Vgl. auch Nr. 47 Anm. 2. »
  • 4Dieses erfolgte nach außen erst im Sommer 1883, vgl. Nr. 93 und die Einleitung. »

Zitierhinweis

Abteilung II, 2. Band, 1. Teil, Nr. 54, in: Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1867 bis 1914, 2. Band, 1. Teil. Von der zweiten Unfallversicherungsvorlage bis zum Unfallversicherungsgesetz vom 6. Juli 1884. Digitale Version unter Mitarbeit von Hans-Werner Bartz, Anna Neovesky und Torsten Schrade.

Permalink: https://quellen-sozialpolitik-kaiserreich.de/id/q.02.02.01.0054

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