Chronologische Liste aller Quellen

Band- und Abteilungsübergreifende chronologische Liste aller Quellen. Aktuell enthalten: Band 1, Abteilung II. Sortiert nach Datum.

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Abteilung II, 2. Band, 1. Teil

Nr. 12

1881 Oktober 16

Brief1 des Reichskanzlers Otto Fürst von Bismarck an den Staatsminister a.D. Dr. Albert Schäffle

Ausfertigung

[Bismarck sieht seine Ansichten durch Schäffle bestätigt und lädt ihn zu “geschäftlicher Mitwirkung” ein]

Eurer Exzellenz danke ich verbindlichst für Ihr gefälliges Schreiben2 und habe mich gefreut, in den beiden mir gütigst übersandten Zeitungsartikeln in der Hauptsache den prinzipiellen Ausdruck desselben Systems zu finden, wie es mir, seitdem ich durch die Vorlagen über Haftpflicht und Unfallversicherung genötigt bin, der Sache näher zu treten, vorgeschwebt hat: Das System der Berufsgenossenschaft mit Gegenseitigkeit der Versicherung sowohl wie der Kontrolle, und letzterer namentlich auch bei der Unfallversicherung bezüglich der Einrichtungen, aus welchen Unfälle entstehen. Ohne Zuschüsse von Reich und Staat glaube ich allerdings nicht, daß sich etwas anderes erreichen läßt als eine verbesserte, aber auch entsprechend verteuerte Armenpflege auf Kosten der Gemeinden und Berufskorporationen. Das Reich kann die erforderlichen Mittel in weniger drückender Weise beschaffen, als nur Korporationen und Gemeinden es können. Umfassen die Versicherungen alle Berufsklassen, so decken sie die ganze Nation, und liegt keine Ungerechtigkeit darin, wenn die Gesamtheit einen wesentlichen Teil der nötigen Barmittel aufbringt, weil sie es leichter vermag als jede der Korporationen und Gemeinden in sich.

Die Statistik ist über mein Erwarten arm an Unterlagen für legislative Arbeiten3. Es wird unmöglich sein, die letzteren zum Abschluß zu bringen, ohne diesem [ Druckseite 32 ] Mangel abzuhelfen. Ich würde mich freuen, wenn ich bei den Vorarbeiten hierzu und bei der Prüfung der Wege zum Ziel den Beistand einer auf diesem Gebiete so bewährten Kraft wie der Ihrigen haben könnte und bitte zunächst um eine gefällige Äußerung, ob ich auf eine freundliche Bereitwilligkeit Ihrerseits rechnen kann, zuvörderst behufs mündlicher Besprechung, demnächst auch zu geschäftlicher Mitwirkung bei den nötigen Vorarbeiten und Entwürfen. In bezug auf letztere glaube ich nicht an die Möglichkeit eines baldigen Abschlusses in einer parlamentarisch diskutierbaren Form, auch nicht an eine schnelle und vollständige Erreichung des erstrebten Ziels, sondern nur an die Möglichkeit, die zukünftigen Arbeiten in Wege zu leiten, welche nicht vom Ziele abführen.4

Registerinformationen

  • 1Ausfertigung (von der Hand Herbert Graf von Bismarcks) im Besitz von Joachim Beck, Schortens; Abschrift: BArchP 07.01 Nr. 527, fol. 6─7 Rs.; Druck: Albert Schäffle, Aus meinem Leben, Bd. 2, Berlin 1905, S. 152 f. ─ Das Konzept ist nicht überliefert. »
  • 2Vgl. Nr. 9. »
  • 3Vgl. dazu Nr. 10. »
  • 4Vgl. zu Bismarcks interner Verfügung in dieser Sache: Nr. 15. »

Zitierhinweis

Abteilung II, 2. Band, 1. Teil, Nr. 12, in: Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1867 bis 1914, 2. Band, 1. Teil. Von der zweiten Unfallversicherungsvorlage bis zum Unfallversicherungsgesetz vom 6. Juli 1884. Digitale Version unter Mitarbeit von Hans-Werner Bartz, Anna Neovesky und Torsten Schrade.

Permalink: https://quellen-sozialpolitik-kaiserreich.de/id/q.02.02.01.0012

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