II. Abteilung, 2. Band, 1. Teil

Nr. 136

1884 Januar 15

Tagebucheintragung1 des Direktors im Reichsamt des Innern Robert Bosse

Niederschrift, Teildruck

[Hoffnung auf ein mögliches Gelingen des Unfallversicherungsgesetzes, Kritik an der Anhörung außerparlamentarischer Gremien]

Die Grundzüge zum Unfallversicherungsgesetz sind im allgemeinen von der Presse gut aufgenommen.2 Gott gebe Gelingen zu dem Gesetz, zum Heil unseres Volkes! Leider will Fürst Bismarck den Volkswirtschaftsrat darüber hören, der uns gar nichts nützt.3 Er (der Kanzler) trägt sich mit einer staatsratsartigen Einrichtung für das Reich (Reichsrat) neben dem Bundesrat. Auch das ist eine unnötige Ver-

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mehrung des Apparates. Aber aus allen Briefen Bismarcks, die wir von Friedrichsruh bekommen, klingt die Erkenntnis heraus, daß die Stellung des “Kanzlers” zu groß, zu mächtig geworden sei. er will abwälzen auf andere Schultern.4

Registerinformationen

Personen

  • Boetticher, Karl Heinrich von (1833─1907) Staatssekretär des Innern
  • Schelling, Hermann von (1824─1908) Staatssekretär des Reichsjustizamts
  • 1GStA Dahlem Rep. 92 NL Bosse Nr. 7, fol. 39 Rs. »
  • 2Vgl. dazu die Darstellung von Otto Quandt, Die Anfänge der Bismarckschen Sozialgesetzgebung und die Haltung der Parteien. Das Unfallversicherungsgesetz 1881─1884, Berlin 1938, S. 94 f. »
  • 3Vgl. Nr. 138 Anm. 2. »
  • 4Dieses zeigte sich zunächst in einem Erlaß Bismarcks an den Staatssekretär des Reichsjustizamts Hermann von Schelling vom 21.12.1883 und dann in einem Erlaß an den Staatssekretär des Innern Karl Heinrich von Boetticher vom 13.1.1884, beide abgedruckt bei Hans Goldschmidt, Das Reich und Preußen im Kampf um die Führung, Berlin 1931, S. 295 ff. und 298 ff., vgl. auch Nr. 130. »

Zitierhinweis

Abteilung II, 2. Band, 1. Teil, Nr. 136, in: Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1867 bis 1914, 2. Band, 1. Teil. Von der zweiten Unfallversicherungsvorlage bis zum Unfallversicherungsgesetz vom 6. Juli 1884. Digitale Version unter Mitarbeit von Hans-Werner Bartz, Anna Neovesky und Torsten Schrade.

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