Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1867 bis 1914

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Nr. 121

1883 November 3

Bericht¹ des bayerischen Gesandten in Berlin Hugo Graf von und zu Lerchenfeld-Koefering an den bayerischen Staatsminister des königlichen Hauses und Außenminister Krafft Freiherr von Crailsheim

Entwurf, Teildruck

[Bericht über die Arbeiten im Reichsamt des Innern an der dritten Unfallversicherungsvorlage]

[...] Der Reichkanzler hat wohl infolge einer ganz veränderten rationellen Lebensweise² sich in den letzten Tagen sehr wohl befunden, aber wie ich von Herrn von Boetticher, der mit ihm den neuen Entwurf für die Unfallversicherung in Friedrichsruh besprochen hat³, erfahren habe, noch nicht die frühere Arbeitskraft zurückerlangt. Der Fürst klagte selbst wiederholt über geistige Abspannung, die ihn ergreift, wenn er einige Stunden gearbeitet hat.

Seit zwei Tagen ungefähr leidet aber der Reichskanzler wieder an einer ziemlich heftigen Verdauungsstörung, die sich als ein Rückfall seines Leidens vom letzten [ Druckseite 395 ] Frühjahr darstellt. Wenn auch dies Unwohlsein nur vorübergehend sein mag, so wird doch die kaum gewonnene Kraft wieder teilweise verlorengehen u. ist wohl nicht zu verkennen, daß im Alter des Fürsten solche Störungen der Verdauungsorgane, bedenklichere Symptome sind als die neuralgischen Anfälle, an welchen er früher litt.

Infolge dieser ungünstigen Nachrichten aus Friedrichsruh hat Herr von Boetticher die Vorlage der Grundzüge zu dem Unfallversicherungsentwurf an den Reichskanzler bis auf weiteres verschoben.

• ¹BayHStA Bayerische Gesandtschaft Berlin 1053, n.fol. »
• ²Aufgrund der Diätvorstellung seines neuen Hausarztes Dr. Ernst Schweninger. »
• ³Vgl. Nr. 113 Anm. 5. »

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